Problem des Monats (2)

Im Herbst 2011 hatte ich eine Idee für einen Dreizüger, die ich Hermann Weißauer zeigte. Es gibt schwarze Linien, die noch durch den eigenen König verstellt sind. Um die Mattdrohung abzuwehren, wird Schwarz gezwungen, diese Linien durch Wegzug oder Verstellung aufzugeben, worauf Weiß dem Schwarzen unter Schachgebot ein Fluchtfeld gewährt mit nachfolgendem Matt auf dem nun nicht mehr unter schwarzer Kontrolle stehenden Feld. Nachdem wir vier Aufgaben mit zwei Varianten bauten, machte ich den Vorschlag, es mit drei Varianten zu versuchen. Hermann war ziemlich skeptisch und äußerte Bedenken, ob das überhaupt gehen könnte. Aber ich hatte schon ein Schema im Kopf, das sich als äußerst vorteilhaft erwies. Mit vereinten Kräften entstand dieser Dreizüger, dem wir gute Chancen auf einen Preis beim Informalturnier der Sächsischen Zeitung einräumen.

Franz Pachl & Hermann Weißauer
Sächsische Zeitung 2011

PdM2 2012

#3    (11+14)

 

Die drei thematischen Linien sind g3-c7, h5-c5 und g7-d4. Wenn diese Linien von Lg3, Th5 und Dg7 aufgegeben werden, lässt die weiße Dame den schwarzen König nach e6 mit nachfolgenden Springermatts auf c7, c5 und d4. Die Schwierigkeit bestand nun darin, dass von drei möglichen Schachgeboten jeweils nur eines möglich sein durfte, was hier sehr schön gelingt.
Der Schlüsselzug lautet 1.Te1! und droht 2.d4+ Ke4 3.Sd2#; 1.- Lxe1 gibt die noch verstellte Linie nach c7 auf und jetzt nur 2.Dd4+! (nicht 2.Dc7+?/Db5+?) Ke6 3.Sc7#; 1.- Sf5 verstellt die Linie des sTh5 und jetzt nur 2.Dc7+! (nicht 2.Db5+?/Dd4+?) Ke6 3.Sc5#; 1.- Dxg6 gibt die noch verstellte Linie nach d4 auf und jetzt nur 2.Db5+! (nicht 2.Dd4+?/Dc7+?) Ke6 3.Sd4#. Die Fesselung des sSc3 ist konstruktionstechnisch nötig, da es sonst Duale in der Drohung und in der Lösung gibt.

Weiß möchte 1.Sb8? mit der Drohung 2.Sxc6# spielen, was aber noch an 1.- Txb8! scheitert. Ebenso schlägt 1.Tc3? mit der Drohung 2.Tc4# wegen 1.- Txe2! noch nicht durch. Die schwarzen Türme müssen von b8 und e2 weggelenkt werden, und das gelingt mit dem Schlüsselzug 1.d6! und der Drohung 2.Td5+ cxd5 3.c6#. Jetzt ist Schwarz gezwungen, seine beiden Türme nach f5 zu ziehen, um dem wTg5 den Weg zu versperren. Nach 1.- T8f5 ist nun 2.Sb8 (droht 3.Sxc6#) spielbar, da auf die Königsflucht 2.- Ke5 3.Dxg7# folgt, weil der sTf8 in eine Fesselung gezwungen ist und seinem Kollegen auf f2 gleichzeitig den Weg nach f6 versperrt. Analog verläuft 1.- T2f5, worauf Weiß mit 2.Tc3 (droht 3.Tc4#) fortsetzt, die Königsflucht 2.- Kxe4 beantwortet Weiß mit 3.Tg4#, da nun der sTf2 gefesselt ist und seinem Kollegen den Weg nach f4 versperrt. Das Nebenspiel lautet 1.- Le5 2.Sxe5 3.Sxc6# und 1.- Tb8 2.Sxb8 3.Sxc6. Es gibt noch die feine Verführung 1.dxc6?, die aber an 1.- Le5 scheitert, weil 2.Sxe5 wegen Blockade des Mattfeldes c6 nichts bringt. Der Preisrichter bescheinigte unserem Werk große strategische Tiefe zum Thema Fesselungen.

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